Überfahrt auf die Kapverden
09.11.2010 20:57 von Thorsten Böhnke
Nach rund zwei Monaten Aufenthalt auf den Kanaren wurde es Zeit weiter Richtung Süden zu reisen.
Da die Indiana und ihr Skipper Jan Wolf mit Crew nach Fuerteventura weiter segelte und auf unbestimmte Zeit auf den kanarischen Inseln bleiben wird, stieg ich auf die SY Ulysses des polnischen Skippers Miroslav Lewinski um. Zusammen mit der angehenden Meeresökologin Laura Winter ging ich im Hafen von Las Palmas an Bord des 14 m Einrumpfbootes.
Die Reise geht weiter, mit der angehenden Meeresökologin an Bord der Ulysses.
Rund 800 Seemeilen, also etwa 1500 km, offener Ozean trennen die Kanaren von den Kapverden. Seglerisch entpuppte sich diese bisher längste Etappe als das angenehmste Teilstück der gesamten Reise. Angenehmes Wetter, ein gutes Team und – entgegen aller Annahmen - jede Menge zu sehen machten den Törn kurzweilig. Einen Tag nach dem wir Las Palmas hinter uns gelassen hatten besuchten uns die ersten Zügeldelfine. Dann gesellten sich die normalerweise nicht so verspielten großen Tümmler zu uns. Sie beeindruckten uns mit akrobatischen Luftsprüngen und begleiteten uns für eine Weile. Auf halber Strecke zwischen den Inselgruppen sichtete unser Skipper einige Rückenflossen. Laura, die an der kanadischen Westküste aufgewachsen ist, identifizierte die Meeressäuger auch schnell als Orcas - oder auf gut Deutsch Schwertwale. Da die Tiere normalerweise flache Gewässer zum Leben und Jagen bevorzugen hatte ich hier, rund 200 km von der afrikanischen Küste entfernt, nie mit einer Begegnung gerechnet. Mit eher gemischten Gefühlen kam Käptän Mirek unserer Bitte nach uns für ein paar gute Aufnahmen näher an die Gruppe zu bringen. Er äußerte mit Besorgnis dass es unlängst in Südafrika einen Zwischenfall gegeben habe, wo Orcas eine Jacht attackiert hatten. Letztlich nahmen wir aber Kurs auf die Gruppe. Es war nicht gerade einfach an die Tiere ran zu kommen. Nach vier Versuchen schwammen die Schwertwale in einer geringen Distanz entspannt neben uns her.
Der Schwertwal, ein seltener Anblick auf der Hochsee. Foto: Laura Winter
Ein besonders neugieriges Exemplar begleitete uns noch ein Stück in den Sonnenuntergang.
Der Morgen des sechsten Tages stand ganz im Zeichen des Frühsports. Wir wechselten innerhalb von zwei Stunden drei mal das Vorsegel. Bei Segelgrößen zwischen 80 und 120 qm, war dies mit drei Personen eine schweißtreibende Angelegenheit.
Viel Tuch für wenig Hände, die Segel der Ulysses, hier unter Genacker und Großsegel.
Am Morgen des siebten Tages war Land in Sicht – die Insel Sal. Im Hafen von Palmeira klarierten wir ein. Wir reichten unsere drei Pässe über den Tresen zu dem freundlichen Polizisten, drei Stempel und drei Euro später waren wir offiziell angekommen.