Gefahr durch Fischerei

16.12.2011 02:20 von Laura Winter

Auf unserer Fahrt von Charlotteville auf Tobago nach Trinidad haben wir uns innerhalb von 36 Stunden zwei Mal mit unserem Boot, der Corinthian, in Fischernetzen und Leinen verfangen. Was für uns nur ein Ärgernis war, bringt jedes Jahr Hunderttausenden von Meerestieren einen qualvollen Tod.

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Die Corinthian liegt vor Anker in Charlotteville, im Norden von Tobago.

Am 5.12.2011 fuhren wir, nachdem wir rund 16 Stunden von Zoll und Immigration in Charlotteville, im Norden von Tobago, aufgehalten wurden, nach Store Bay im Süden der Insel. Den letzten Teil der Strecke in die Bucht hinein mussten wir gegen Wind und Strömung ankreuzen. Kurz vor unserem Ankerplatz wurde unser Boot wie von Geisterhand aufgehalten. Weder volle Fahrt voraus noch rückwärts halfen. Im Schein der Taschenlampe sahen wir eine Schwimmleine - wir hingen in einem unmarkierten, illegal ausgelegtem Fischernetz fest.

Wir versuchten uns freizuschneiden, aber beim Versuch uns vorsichtig herauszumanövrieren wickelte sich das Nylonnetz um den Propeller unseres Bootes. Nun waren wir obendrein noch manövrierunfähig und in Gefahr, abzutreiben. Da in der Nähe eine Unterwasserstarkstromleitung verläuft, konnten wir nicht ankern. Ein lokaler Taucher befreite uns schließlich von dem Netz.

Etwas ärmer aber um eine Erfahrung reicher ging das Abenteuer für uns glimpflich aus, aber viele Meerestiere, die sich in diesen Netzen verfangen, haben weniger Glück. Für sie bedeuten diese Netze den sicheren Tod. In den Statistiken werden sie dann als Beifang bezeichnet, wie alle Tiere, die versehentlich beim Fischfang, beispielsweise in Stellnetzen, Langleinen oder Grundschleppnetzen, gefangen werden. Ein bekanntes trauriges Beispiel sind Delfine, die in Thunfischnetzen gefangen werden, oder Albatrosse, die von Langleinen unter Wasser gezogen werden, und beide dabei ertrinken.

WWF und Greenpeace schätzen, dass durch Beifang jedes Jahr rund
300.000 Wale und Delfine
100 Millionen Haie
250.000 Meeresschildkröten
100.000 Albatrosse
ums Leben kommen.

Am nächsten Tag befreiten wir in einer mehrstündigen Tauchaktion den Propeller von den Resten des Fischernetzes und setzen unsere Überfahrt Richtung Trinidad fort.

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Thorsten Böhnke steht auf dem Bug der Corinthian und freut sich über den Wind.

Ohne Zwischenfälle segelten wir die Nacht durch, stellten aber im Morgengrauen fest, dass wir eine Leine im Schlepp hatten. Das bedeutete erneut eine Badestunde für Thorsten. Wie sich herausstellte hing eine Boje, an der die Schwimmleine befestigt war, quer vor dem Kiel. Rund eine halbe Stunde später hatten wir einen Stock mit Flaggen, zwei Bojen aus Styropor und über 150 m Leine an Bord. Diese Gegenstände hatten sich vermutlich von einem Fischernetz losgerissen und trieben auf dem Meer.

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Die Teile eines Fischernetzes, die wir die Nacht durch mitgeschleppt hatten. Im Morgengrauen konnten wir uns davon befreien und die Flaggen, Stöcke, Bojen und Leine einsammeln. Ein kleiner Beitrag zur Reinhaltung der Meere.

Treibender Müll stellt eine weitere Gefahr für Meerestiere da. Raubtiere verwechseln ihn mit Futter und fressen ihn. So füllt sich der Magen der Tiere mit unverdaulichem Plastik, das hat zur Folge, dass die Tiere verhungern. Lose Leinen werden von Seevögeln zum Nestbau benutzt. Doch dieses unnatürliche Baumaterial birgt Gefahren für die Vögel, die sich beim abfliegen und landen in solche Leinen verfangen und sich dabei strangulieren.

Große Kunststoffobjekte, wie die von uns eingesammelten Styroporbojen, werden durch Sonneneinstrahlung spröde und zerfallen dann durch Welleneinwirkung in kleine Teile. Diese Kunststoffpartikel werden von winzigen Tieren, dem Zooplankton, gefressen und gelangen so in die marine Nahrungskette. Ihre Auswirkungen sind weitgehend unerforscht. Wir werden im Pazifik mit einem Forschungsprojekt zu Kunststoffmüll im Meer beginnen und dann näheres zu diesem Thema berichten.

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